Schulamt für den Kreis Heinsberg
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Lernzeiten und Hausaufgaben in der OGS 

Empfehlung der Schulaufsicht


Eine Zusammenstellung zur Orientierung für die schulische Konzeptarbeit

 

1. Vorwort

Die Ausgestaltung der Hausaufgaben-Bearbeitung bzw. Lernzeiten ist eine zentrale Aufgabe für Offene Ganztagsschulen. Gleichzeitig sehen sich alle Beteiligten gerade auf diesem Gebiet sehr unterschiedlichen Erwartungen gegenüber. Zudem schlagen sich Veränderungen von Familienstrukturen und Erziehungskultur hier besonders deutlich nieder. Auch die wachsende Verzahnung von Vor- und Nachmittagsbereich bietet zahlreiche Anlässe und Chancen für einen Wandel in der Frage, wie Hausaufgaben bzw. Lernzeiten organisiert und gestaltet werden. Schließlich geht es nach Otto Herz darum, die Ganztagsschule als eine „dem Leben der Kinder bekömmliche Stätte" zu gestalten.

Die nachfolgenden Hinweise sollen helfen, das Konzept der einzelnen Schule zu beleuchten und ggf. weiterzuentwickeln. Sie wurden durch die Fachberaterinnen des Schulamtes (BiG) und der Schulaufsicht auf der Grundlage von Konferenzen, Fachtagen und Beratungen mit Schulleitungen, Pädagogischen OGS-Leitungen, Lehrkräften, Pädagogischen Mitarbeiterinnen, OGS-Trägern und Schulträgern erarbeitet.

Hinweis: Zur leichteren Lesbarkeit und, da die meisten OGS-Beteiligten Frauen sind, wird die weibliche Schreibweise verwendet.

 

2. Hausaufgaben, Lernzeiten: Wie sind die Begriffe zu verstehen? Wo sind Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten zu sehen? Was sagen unsere Erlasse?

Hausaufgaben ist der traditionellere Begriff. In der Regel werden sie täglich oder wöchentlich durch die Lehrerinnen festgelegt und dann zu Hause oder in der OGS bearbeitet. Der Organisationsrahmen der OGS sieht dann bestimmte Zeitabschnitte am Nachmittag vor, in denen die Kinder in Gruppen unter Begleitung durch OGS- oder Lehrkräfte ihre Aufgaben erledigen. „Hausaufgaben sollen die individuelle Förderung unterstützen. Sie können dazu dienen, das im Unterricht Erarbeitete einzuprägen, einzuüben und anzuwenden. Sie müssen aus dem Unterricht erwachsen und wieder zu ihm führen, in ihrem Schwierigkeitsgrad und Umfang die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Neigungen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und von diesen selbstständig ohne fremde Hilfe in den (...) genannten Zeiten erledigt werden können. (...)" Als Zeitrahmen ist vorgesehen: für die Klassen 1 und 2: 30 Minuten pro Tag, für die Klassen 3 und 4: 45 Minuten pro Tag. (Vgl. Runderlass des MSW vom 05.05.2015)

Mit Lernzeiten sind Zeiten innerhalb des Schulalltags gemeint, die den Schülerinnen und Schülern für das Üben, Anwenden, Vertiefen und Reflektieren von Lerninhalten des Unterrichts zur Verfügung stehen. In der offenen Ganztagsschule können individuelle Lernzeiten über den ganzen Tag verteilt und zu unterschiedlichen Zeiten im Stundenplan sowie im Nachmittagsbereich verankert werden. Mit Lernzeiten sollen Lernarrangements geschaffen werden, in denen S‘uS noch mehr Selbstverantwortung und -steuerung der eigenen Lernprozesse übernehmen. Z. B. durch die Bearbeitung eines individuellen Plans, der nicht unbedingt direkt aus dem aktuellen Tagesunterricht erwächst. (vgl. OGS-Erlass 3.1.)


Hausaufgaben und Lernzeiten haben also vieles gemeinsam: Sie sind ein verlässliches Angebot und ein zentrales und komplexes Gestaltungselement von Ganztagsschulen. Sie verfolgen das Ziel, dass schriftliche Arbeiten in der Regel nicht mehr zu Hause erledigt werden müssen. Im Vordergrund steht das selbstständige Arbeiten der S'uS, begleitet durch eine OGS- oder Lehrkraft. Sie bieten vielfältige Organisations-, Ausgestaltungs- und Fördermöglichkeiten. Nach unserer Einschätzung sind mit den Begriffen nicht bestimmte Qualitätsstufen verbunden, etwa in dem Sinne, dass der Lernzeitansatz der „modernere", „individuellere", der Hausaufgabenansatz eher der „veraltete" ist. Beide Ansätze können sinnvoll im o. g. Sinne konzeptioniert und umgesetzt werden, wichtig ist die Ausrichtung, die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Kinder sowie die Verzahnung mit dem Unterricht zu stärken. Unabhängig von den Begriffen und Grundausrichtungen der einzelnen schulischen Konzepte ist die Bearbeitung von Hausaufgaben in das Lernzeitkonzept integriert. Mit dem Begriff „Lernzeitkonzept" ist der Umgang mit Hausaufgaben immer mitgedacht und auch mitgemeint.

 

3. Kommunikation / Partizipation

Entsprechend dem Grundsatz, „Wir haben keine OGS, wir sind es - und arbeiten auf Augenhöhe" ist die erfolgreiche Ausgestaltung von Hausaufgaben- bzw. Lernzeiten in der OGS wie kaum eine andere Frage davon abhängig, dass eine intensive Abstimmung aller Beteiligten erfolgt. Dies gilt sowohl für konzeptionelle Entscheidungen wie auch über den ständigen Informations- und Erfahrungsaustausch. Nur die Zusammenführung der Lehrerinnensicht mit den Erfahrungen und Vorstellungen der Pädagogischen Mitarbeiterinnen kann zu einem tragfähigen Konzept führen. Auch das Meinungsbild des Kinderparlaments oder ähnlicher Gremien sollte genutzt werden. Nicht zu vergessen ist die Transparenz gegenüber den Eltern und deren Beteiligung, insbesondere, wenn Neuerungen vorgesehen sind. Erwartungshaltungen sollen ausgetauscht werden, ohne sie zu oktroyieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Leit- und Reflexionsfragen für ein OGS-Lernzeit- bzw. Hausaufgabenkonzept

Die folgenden Fragen können helfen, das bestehenden Konzept der Schule...

þ    zu reflektieren (Haben wir hierzu eine Antwort? Ist dies bei uns geklärt? Sollten wir uns hiermit beschäftigen?...)

þ    zu strukturieren bzw. zu sichern (z. B. tragfähige Praxiserfahrungen festhalten...)

þ    weiter zu entwickeln (Über diese oder jene Frage lohnt es sich, nachzudenken und in den Austausch zu treten...)

  • Wie ist gesichert, dass konzeptionelle Entscheidungen gemeinsam von Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Lehrerinnen getroffen und getragen werden?
  • Wie ist gesichert, dass Elternerwartungen berücksichtigt werden? Bzw. wie wird damit umgegangen?
  • Wie ist gesichert, dass Eltern über Zielsetzungen und Umsetzungen informiert sind?
  • In wie weit wird vom Lehrerkollegium, OGS-Kollegium, Eltern, Schülerinnen und Schülern ein Veränderungsbedarf gesehen bzw. eine Veränderungsbereitschaft signalisiert, inwieweit werden Widerstände gegen Veränderungen signalisiert?
  • Gibt es für das einzelne Kind feste Lernzeiten? oder „...Wer fertig ist, geht...."?
  • Nach welchen Gesichtspunkten werden Gruppen zusammengesetzt?
  • Wie ist der Lehrereinsatz geregelt?
  • Gibt es Doppelbesetzungen in der Tandemstruktur (Lehrerin / Pädagogische Mitarbeiterin)... im Vormittags-, im Nachmittagsbereich?
  • Welcher Anteil der Stundentafel wird für Lernzeiten genutzt? / Wie ist der Förderunterricht integriert?
  • OGS-Kinder und Nicht-OGS-Kinder: Wie wird diese Frage gelöst, insbesondere hinsichtlich einer Chancengerechtigkeit?
  • In welcher Form ist notiert bzw. einsehbar, welche Aufgaben bearbeitet werden sollen / können?
  • In welcher Form ist notiert bzw. einsehbar, welche Aufgaben bearbeitet wurden bzw. welche Lernerfahrungen gemacht wurden, z. B. in Log- oder Lerntagebüchern etc.?
  • Wer gibt wie Rückmeldung (Bestätigung / Kontrolle / Korrektur) zu erledigten Aufgaben?
  • Wie ist der Informationsfluss zum einzelnen Kind gewährleistet, v. a. zwischen Lehrerin und päd. Mitarbeiterin, aber auch auf Leitungsebene?
  • Wie ist der Anteil von langfristig angelegten festen Übungen? Wie der von aktuellen Aufgabenstellungen?
  • In wie fern sind Differenzierungen / Individualisierungen verankert?
  • Welche Materialien stehen zur Verfügung?
  • Wie sind Fördermaßnahmen in die Lern- / Hausaufgabenzeiten integriert?
  • Wie ist die sonderpädagogische Förderung in den Lern- / Hausaufgabenzeiten verortet?
  • Welche Schwerpunkte gibt es? (z. B. bestimmte Fächer?)
  • Welche Regelungen bezüglich einzelner Fächer gibt es, z. B. bestimmte Wochentage für Mathematik-Aufgaben?
  • Wie und wo werden Aufgaben wie beispielsweise das Lernen eines Gedichts verortet?
  • Welche Rituale und Regeln sind vereinbart?
  • Wie wird eine Atmosphäre für konzentriertes Arbeiten positiv beeinflusst?

 

5. Organisatorisch - rechtliche Aspekte

Viele Schulen verzahnen die OGS-Lernzeiten mit dem Unterricht, indem hierfür Unterrichtsstunden aus der regulären Stundentafel genutzt werden. Hierzu bestehen keine Bedenken aus formalrechtlicher Sicht, wenn diese Zeiten von Lehrkräften, ggf. gemeinsam mit OGS-Kräften gestaltet werden und alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse teilnehmen. Diese Lehrerstunden kommen dabei aus dem „Vormittagskontingent". Die für die OGS vorgesehenen Lehrerstunden werden hiervon nicht berührt. 

 

6. Empfehlungen der Schulaufsicht für den Kreis Heinsberg:

  • Es ist gesichert, dass die konzeptionelle Ausrichtung von Lernzeiten / Hausaufgaben in den Gremien (Lehrerkonferenz, Teamsitzungen, Klassenpflegschaft, Kinderparlament, Schulpflegschaft) regelmäßig besprochen wird.
  • Vereinbarungen zu Grundausrichtungen, Zielsetzungen, Organisation sind in einem Konzept festgehalten und in das Schulprogramm aufgenommen.
  • Die Erstellung und Weiterentwicklung des Lernzeit-bzw. Hausaufgabenkonzeptes erfolgt in enger Zusammenarbeit der Lehrkräfte und Pädagogischen Mitarbeiterinnen. Vertreterinnen der Kinder, der Eltern, des OGS-Trägers, ggf. auch des Schulträgers werden beteiligt.
  • Die Verzahnung des gesamten unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Bereichs, insbesondere aber zur Frage der Lernzeiten / Hausaufgaben wird durch Tandemstrukturen unterstützt, sowohl auf der Leitungsebene als auch auf der Ebene Lehrerin - Pädagogische Mitarbeiterin. Feste Zuordnungen und eine etablierte Besprechungskultur klären, wer welche Ansprechpartnerin hat und stärken die Teambildung. Gestärkt wird dies zudem durch gegenseitige Hospitationen und gemeinsam gestaltete Lernzeiten. Wenn eine entsprechende Passung und Eignung gegeben ist, können zudem OGS-Kräfte grundsätzlich bevorzugt zur Einstellung als Vertretungslehrkräfte oder Integrationshelferinnen vorgeschlagen werden.
  • Ein Lernzeitenheft, Lerntagebuch, Lernzeitplaner, Logbuch o. ä. wird als Grundlage für eine gemeinsame Dokumentation und den Austausch (Lehrkraft - Pädagogische Mitarbeiterin - Eltern - Kind) geführt.
  • Es bestehen verlässliche Absprachen zur Frage, wer in welcher Form erledigte Aufgaben bestätigt, kontrolliert, ggf. korrigiert.
  • Es ist gesichert, dass die Eltern regelmäßig über die Mitarbeit ihrer Kinder in den Lern- bzw. Hausaufgabenzeiten informiert werden.
  • Alle Beteiligten verfolgen auf der Grundlage eines gemeinsamen Bildungsverständnisses bestimmte Zielsetzungen, die sich in der gezeigten Haltung und der täglichen Arbeit widerspiegeln:
  • Wertschätzende pädagogische Haltung und Kommunikation
  • Würdigung von Leistungen im Sinne einer positiv geprägten Feedback-Kultur
  • Berücksichtigung und Förderung der individuellen Möglichkeiten und Bedarfe
  • Förderung der Selbstständigkeit der Kinder, auch in der Lernplanung
  • Üben und Automatisieren soll soweit wie möglich einsichtsvoll und intelligent erfolgen.
  • Unterstützung der Kooperation der Kinder
  • Die Aufgabenstellungen der Lernzeiten sind für alle Beteiligten (Kinder, Pädagogische Mitarbeiterinnen, Lehrkräfte, Eltern) verständlich und übersichtlich dargestellt und einsehbar.
  • Die Aufgaben und Lernarrangements haben ein passendes Anspruchsniveau, bieten Anreize, Abwechslungen, Herausforderungen und Erfolgsmöglichkeiten. (Prinzip des intelligenten Übens).
  • Die Aufgabenstellungen und Materialien sind weitgehend so gewählt, dass die Kinder sie selbstständig bearbeiten und kontrollieren sowie Lernstrategien entwickeln können.
  • Besondere Begabungen und Interessen sowie Förderplanungen für einzelne Kinder, insbesondere die, die sonderpädagogische Unterstützung erhalten, werden berücksichtigt.
  • Für die Lernzeiten / Hausaufgaben stehen entsprechende didaktische Materialien und Ausstattungen zur Verfügung.
  • Gemeinsam abgestimmte Rituale, Regeln und Raumnutzungen unterstützen eine lernförderliche Lern- und Arbeits- und Raumatmosphäre.

 

Literatur / Links / Hinweise

  • Die Serviceagentur „Ganztägig lernen" bietet mit „QUIGS 2.0" umfangreiche Arbeitshilfen an, u. a. das Modul „Lernzeiten gestalten" und umfangreiche Materialien zur Bestandsaufnahme zu Lernzeiten. Der Link hierzu: https://www.ganztag-nrw.de/begleitung/quigs/quigs-20-primar/module/ Weitere Materialien der Serviceagentur: https://www.ganztag-nrw.de/information/themenauswahl/lernzeiten/lernzeiten-im-primarbereich/
  • Dazu können auch Ganztagsberaterinnen in Anspruch genommen werden: https://www.ganztag-nrw.de/begleitung/ganztagsberaterinnen/
  • Ein Film zu Lernzeiten im Ganztag: https://www.ganztag-nrw.de/information/medien-materialien/detailansicht/article/film-5-anders-lernen-lernzeiten-in-der-ganztagsschule/
  • Konzepte einzelner Schulen, die teilweise in die Entwicklung dieser Zusammenstellung involviert waren:
  • GGS Aachen-Laurensberg: https://ggs-laurensberg.de/images/gallery/1920_Gesamtkonzept_offener_Ganztag.pdf
  • Erlasse usw.:
  • Grundlagenerlass OGS: https://www.ganztag-nrw.de/fileadmin/Dateien/Materialien/Recht/12-63Nr2-Grundlagenerlass.pdf
  • „Hausaufgaben-Erlass": https://bass.schul-welt.de/15325.htm
	
				

 

Ansprechpartner*innen

Dr. Hildegard Hosterbach
Schulaufsicht, Generale OGS

Tel.: 024542/13-4090
e-Mail: hildegard.hosterbach@
kreis-heinsberg.de

Jennifer Gisbertz-Künster

Beraterin im Ganztag, Schulleiterin
Tel.: 02462/8266
e-Mail: jennifer.gisbertz-kuenster@kgs-brachelen.nrw.schule

Barbara Schillings

Beraterin im Ganztag, Schulleiterin
Tel.: 02432/2348
e-Mail: info@grundschule-birgelen.de